3 Fragen an … Corinna Mindt & Till Krumwiede, tanzbar_bremen

Corinna Mindt und Till Krumwiede von tanzbar_bremen e. V. engagieren sich beide aktiv als Role Models im Projekt Be oK und standen 2023 zum wiederholten Male Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort. Von Beruf sind sie Tänzer bzw. Tänzerin und Tanzpädagogin.

Warum bist du Tänzer/ Tänzerin geworden? Und: Gibt es Vorurteile, denen du dich immer wieder stellen musst?

Till Krumwiede: „Ich habe schon als kleines Kind bei verschiedenen Tanz-Projekten mitgemacht. Ich würde sagen, ich bin einfach gerne auf der Bühne, mag es kreativ zu sein und mich zu bewegen. Mir persönlich ist es zum Glück auch nie so gegangen, dass ich als Tänzer mit Klischees konfrontiert wurde, denn so etwas ist extrem entmutigend.“

Corinna Mindt: „Ich habe schon immer getanzt und mag es, mit Menschen zu arbeiten. Außerdem fühle ich mich in meinem Körper zu Hause und mag die Kommunikation ohne Worte. Was die Vorurteile angeht: Ich höre öfter die Frage, ob das überhaupt ein richtiger Beruf ist und man damit wirklich Geld verdienen kann. Tanzen? Das ist doch was für die Freizeit.“

Wie reagierst du darauf?

Corinna Mindt: „In den ersten Jahren meiner Berufstätigkeit fand ich das doof und fühlte mich und meinen Beruf nicht wirklich wertgeschätzt. Jetzt habe ich da einen anderen Standpunkt. Ich erkläre den Menschen gerne, was wir in unserem Beruf leisten, wie unser Berufsalltag aussieht und warum ich nichts anderes machen möchte. Ich erkläre, wie wir Tanzsprachen und Stücke entwickeln und was der Ansatz unserer Arbeit ist, eben inklusiv zu arbeiten. Und ich sehe es auch als eine Aufgabe, dies mit den Menschen zu teilen.“

tanzbar_bremen ist gelebte Inklusion. Gibt es etwas, dass bei der Berufsorientierung von Menschen mit Handicap (leider) noch nicht selbstverständlich ist – obwohl es das sein sollte?

Till Krumwiede: „Es wäre schön, wenn die Praktikumsstellen auch oder sogar nur mit mir die Rahmenbedingungen der Arbeit besprechen würden. Oft brauchte ich da noch meine Eltern als Hilfe. Auch wenn Schwierigkeiten auftauchen, soll das erst mit mir besprochen werden.“

Corinna Mindt: „Der Begriff Inklusion wird häufig nur in Form von Teilhabe, also einem schlichten Mitmachen benutzt und im Schulzusammenhang benannt. Ich finde es wichtig, Entwicklungen von Beginn an inklusiv gestaltet werden. Eben auch auf Leitungsebene.

Für mich ist es wichtig, dass es normaler wird, dass Menschen mit Behinderung in leitenden Rollen arbeiten, dass Künstler*innen und Pädagog*innen mit Behinderung auf den Bühnen und in den Trainingsräumen zu finden sind. Und natürlich müssen dafür auch bauliche und strukturelle Barrieren abgebaut werden. Kurzum: dass das, was schon seit Jahren im Gesetzt steht, nun auch endlich umgesetzt wird.“

Was sagst du, inwiefern kann das Projekt Be oK helfen, den eigenen Lebensweg zu finden?

Till Krumwiede: „Mir ist es wichtig, mit den Schüler*innen zu teilen, was ich täglich mache. Und ich war überrascht, wie neugierig und interessiert die Kinder waren, als ich meinen Beruf vorgestellt habe.“

Corinna Mindt: „Es ist, glaube ich, ein Vorteil, dass Be oK so früh bereits ansetzt, denn da geht es bei der Berufsorientierung eher um Neugier und vielleicht weniger um Bewertungen. Mir ist aber vor allem wichtig, dass Kinder erleben, dass es kreative Berufe gibt und, (!) dass Menschen mit Behinderungen ganz normal am Arbeitsleben teilnehmen. In dem Zusammenhang ergeben Rollenvorbilder definitiv Sinn.

Ein besonderer Moment war für mich als mir klar wurde, dass die Schüler*innen beim Beruferaten ALLES vorstellen konnten. Und keinerlei Einschränkungen aufgrund der Behinderung sahen. Das öffnet und gibt Möglichkeitsraum und das finde ich super an dem Projekt!“