3 Fragen an … Hugo Carrasco Bobadilla, Tagesvater bei der Pflegekinder in Bremen gGmbH

Hugo Carrasco Bobadilla arbeitet in der Kindertagespflege, ist also ein sog. Tagesvater – bzw. als Kindertagespflegeperson – bei der Pflegekinder in Bremen gGmbH (PiB).

Wie kamst du zu deiner Tätigkeit als „Tagesvater“?
Ob Kellner, Dachdecker, Englischlehrer oder Außendienstmitarbeiter, ich habe so einiges ausprobiert und doch nie das Gefühl gehabt, den richtigen Beruf für mich gefunden zu haben. Als mein erstes Kind auf die Welt kam, habe ich mich dann mehr und mehr für das Thema Erziehung interessiert. Ich las Bücher über Montessori und Piaget. Dann kam ich ziemlich schnell zu dem Schluss, dass ich mit Kindern arbeiten möchte. Über PiB kam ich zur Ausbildung beim Paritätischen Bildungswerk und anschließend zum meinem aktuellen Job in der Kindertagespflege, den ich seit mittlerweile vier Jahren sehr gerne mache.

Mit welchen Klischees im Zusammenhang mit deiner Tätigkeit wurdest oder wirst du konfrontiert?
Tatsächlich haben mich selbst Freunde, Bekannte und Familienangehörige dafür kritisiert, dass ich einen sehr guten und attraktiven Job hinter mir lasse, um ‚mit kleinen Kindern zu spielen‘. In ihren Augen war ich nicht viel mehr als ein ‚Babysitter‘. Sätze, die ich bis heute häufig höre, drehen sich darum, dass ‚Männer ja grundsätzlich weniger fürsorglich sind als Frauen‘. Manche Eltern sagen beim Kennenlernen ganz offen, dass sie sich nicht sicher sind, ob sie mir ihr Kind anvertrauen können. Das verletzt. Genauso wie die verwunderte Frage: ‚Kommt später noch eine Kollegin oder machen Sie die Betreuung tatsächlich ganz allein?‘

Um damit klar zu kommen, arbeite ich stetig an meiner Resilienz. Ich bleibe ruhig und versuche es zur Auflockerung meist mit einer Gegenfrage, die das Klischee umdreht, in etwa: ‚Aber stimmt es denn, dass Jungs immer gut in Mathe sind, Mädchen aber nicht?‘ Ist mein Gegenüber dann einfach nur verwirrt, erläutere ich meine Qualifikationen und die jahrelange Erfahrung.

Welchen Tipp hast du für Kinder und Jugendliche, die noch unschlüssig sind, welcher Beruf sie wirklich glücklich machen könnte?
Mir hat geholfen, mein zukünftiges Ich zu betrachten und mich zu fragen: Wie sieht mein Leben in 5 Jahren aus? Wie zufrieden wäre ich in meinem Job? Kann ich mir alles leisten, was ich mir wünschen würde?

Grundsätzlich gilt, dass man auf das eigene Herz hören sollte, aber auch die finanziellen Aspekte der gewünschten beruflichen Tätigkeit betrachten. Nicht falsch verstehen: Der Beruf muss einen nicht reich machen, aber zufrieden und dazu gehört auch, dass das Einkommen zum eigenen Lebensstil passt. Dann gilt es, sich ein Bild der verschiedenen Richtungen zu machen, die einen interessieren. Versucht Menschen aus diesen Bereichen zu kontaktieren. Fragt sie alles, was ihr wissen möchtet und; macht so viele Praktika wie möglich.

Wichtig zu wissen ist: Alles geht, du musst es nur wollen! Mit der entsprechenden Motivation erarbeitest du dir die notwendigen Kompetenzen und die stellen den vermeintlich empfundenen oder realen gesellschaftlichen Druck in den Schatten, weil du es dir selbst und allen anderen von da an ganz einfach beweisen kannst, dass du in dem, was du tust, richtig gut bist.

Klingt spannend? Weiterführende Informationen für beruflich Interessierte findet sich hier.