3 Fragen an … Katharina Jantzen, Gründerin & Geschäftsführerin

Katharina Jantzen ist Gründerin und Geschäftsführerin der kaj Solar GmbH, einem Unternehmen, das nachhaltige Solarprojekte auf Freiflächen sowie Gewerbe- und Industriedächern entwickelt und berät. Als Role Model unterstützt die Unternehmerin, die selbst in Bremerhaven zur Schule gegangen ist, das Projekt Be oK aktiv und stand den Schülerinnen und Schülern an den Schulen der Seestadt Rede und Antwort.

Inwiefern begegnest du in deinem beruflichen Umfeld Klischees oder Vorurteilen?

Die Energiebranche ist und war bisher sehr männerdominiert, aber zum Glück wandelt sich der Markt aktuell. Immer mehr Unternehmen versuchen aktiv, Frauen und Quereinsteiger anzusprechen. Ich bin selbst nebenbei im w.one Netzwerk aktiv, wo wir uns dafür einsetzen, mehr Frauen in die Branche und die Führungsebene zu holen. Das Netzwerk bietet eine Plattform für Frauen in den Erneuerbaren Energien, schafft mehr Sichtbarkeit und ermöglicht Vernetzung untereinander.

Natürlich funktioniert ein solcher Wandel nicht von heute auf morgen und so begegnet man auf Messen immer noch einer großen männlichen Mehrheit. Tatsache ist, dass ich persönlich keine andere weiblich gegründete und weiblich geführte Photovoltaik-Projektentwicklungsfirma kenne.

Obwohl ich an manchen Stellen mit Klischees konfrontiert werde, überwiegt die positive Resonanz. Die Menschen arbeiten mindestens genauso gerne mit Frauen zusammen und auch Landeigentümer:innen freuen sich, wenn anstelle des Vertrieblers aus dem Büro in der Stadt eine Frau vom Land mit einem neuen, frischen Ansatz vorbeischaut.

Warum ist dir das Engagement für „Be oK“ (d)eine Herzensangelegenheit?

Mit meinem Unternehmen möchte ich alle Generationen ansprechen, denn die Entscheider:innen von heute planen die Versorgung für morgen und damit ist die Energiewende sofort ein Generationsthema. Erneuerbare Energien sind für unsere gemeinsame Zukunft unabdingbar, und dennoch sind sie für viele schwer greifbar. Ich möchte die Energiewende verständlicher und nahbar machen. Die Kinder vor Ort sollen Anlagen besichtigen und mehr darüber erfahren können.

Meine Teilnahme an „Be oK“ ist für mich ein erster Schritt in diese Richtung, um den Schulklassen meinen Beruf und die Entwicklung von Photovoltaik-Projekten näherzubringen. Außerdem bin ich selbst in Bremerhaven zur Schule gegangen und es war mir eine große Freude, dass ich in meiner Heimat an gleich zwei Schulen sprechen durfte.

Grundsätzlich sollte es viel mehr Initiativen wie „Be oK“ geben. Die meisten Unternehmer:innen in meinem Umfeld würden sich gerne Zeit nehmen, um Kindern ihren Beruf näher zu bringen oder auch gezielt Vorträge zu bestimmten Unterrichtsthemen zu halten. Daher brauchen wir mehr Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaft.

Was ist für dich das wichtigste Kriterium bei der eigenen Berufswahl?

Es gilt zu überlegen, welcher Job am besten zu den eigenen Werten passt und sich dafür Klarheit über die eigenen Werte und Erwartungen zu verschaffen. Kann man zu 100 Prozent hinter dem stehen, was man tut, ergibt das eigene Tun ganz automatisch einen Sinn. Und das wiederum sorgt für ein Gefühl von Zufriedenheit, selbst dann, wenn es mal stressig wird.

Als Berufsanfänger:in sollte man sich den Erwartungsdruck nehmen, sofort das Perfekte zu finden, und keine Angst davor haben, verschiedene Jobs ausprobieren. Viele Wege führen zum Ziel, und oft merken wir erst, was uns gefällt oder nicht, wenn wir es erleben.

Jede Erfahrung bedeutet auch Lernfortschritt und ein besseres Verständnis unserer eigenen Präferenzen. Wer noch unsicher ist, was den eigenen Traumjob angeht, dem empfehle ich, Menschen vor allem auch außerhalb des direkten Umfelds anzusprechen.

Traut euch! Wenn ihr zehn Menschen ansprecht und fragt, ob sie sich 20 Minuten Zeit nehmen können, um euch von ihrem Beruf zu erzählen, habt ihr bereits zehn Einblicke in verschiedene Berufsfelder gewonnen.