3 Fragen an … Prof. Dr.-Ing. Karin Vosseberg (Hochschule Bremerhaven) Mitglied im Fach- und Wissenschaftsbeirat von Be oK
Prof. Dr.-Ing. Karin Vosseberg ist Hochschullehrerin für Informatik und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Bremerhaven und Mitglied im Be oK Fach- und Wissenschaftsbeirat.
Welche Klischees im Zusammenhang mit deinem eigenen Beruf sind dir schon begegnet?
Informatik, das ist aber schwer, mit dem Unterton, das ist aber für Frauen schwer! Diesen Satz höre ich auch nach 40 Jahren in diesem Fachgebiet noch und konnte ihn nie verstehen. Wenn wir uns mit Informatik intensiv beschäftigen, ist es weder für Frauen noch für Männer schwer und die Kompetenzen, die erlernt werden müssen, sind sehr vielfältig, von dem Umgang mit Abstraktionen bis hin zur kommunikativen Zusammenarbeit im Team.
Warum ist es deiner Meinung nach wichtig, Klischees im Zusammenhang mit der Berufsorientierung aufzuweichen und aufzulösen?
Wenn wir uns die Gestaltung der Zukunft unserer Gesellschaft anschauen, dann wird dies sehr geprägt durch Themen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Dafür brauchen wir Menschen, die mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und einem fundierten Wissen aus dem MINT-Bereich sich aktiv in die Gestaltung einbringen. Dies sollten junge Frauen nicht allein den Männern überlassen. Auf der anderen Seite sollten junge Männer die Care-Arbeit nicht nur den Frauen überlassen, sondern die wichtigen Erfahrungen, die sie aus diesen Aufgaben erhalten, zu schätzen lernen. Das Aufbrechen von Klischees muss darum immer in alle Richtungen gehen.
Warum ist dir die Unterstützung des Projekts Be oK wichtig?
Ich bin seit 40 Jahren in einem Bereich, in dem Frauen unterrepräsentiert sind und ich kann das Klischee („das ist für Frauen zu schwer“) nicht nachvollziehen. Mir macht die Beschäftigung mit Informatik auch nach 40 Jahren noch sehr viel Spaß, weckt meine Neugierde und ich lerne immer wieder Neues dazu. Auf der anderen Seite hat mir der Erfahrungsschatz aus meiner Care-Arbeit den Blick geöffnet. Diese Erfahrungen sind tatsächlich sehr wertvoll in der Gestaltung von IT-Systemen. Dies möchte ich gerne an junge Frauen und Männer weitergeben und aus dem Grund unterstütze ich gerne das Projekt Be oK.
Be oK setzt in einer Entwicklungsphase von Schüler*innen an, in der sich Klischees festigen. Die Klischees hier aufzubrechen und spielerisch den Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten von jungen Menschen zu legen und nicht in stereotypischen Zuordnungen zu denken finde ich sehr wichtig.
Ich habe bereits viele ähnliche Projekte unterstützt oder selber initiiert und erlebe immer wieder, mit welcher Begeisterung und Neugierde junge Frauen sich z. B. in entsprechenden Workshop-Angeboten engagieren. Ich erhoffe mir, dass Be oK aus dem Projektstatus herauskommt und fester Bestandteil des Lehrplans wird und trotzdem seine Besonderheit, die Neugierde zu wecken, bewahrt.