3 Fragen an … Susanne Achenbach, Referentin für Bildung und Ausbildung, Arbeitnehmerkammer Bremen
Susanne Achenbach ist Referentin für Bildung und Ausbildung bei der Arbeitnehmerkammer Bremen und Mitglied des Fach- und Wissenschaftsbeirats von Be oK.
Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, Klischees im Zusammenhang mit der Berufsorientierung aufzuweichen und aufzulösen?
Jede Schülerin und jeder Schüler sollte jenseits von Klischees Lernerfahrungen machen und Erfolge erzielen können – das ist einfach ein Grundrecht, für das wir uns auch als Arbeitnehmerkammer stark machen.
Ich wäre gleichzeitig froh, wenn Berufsorientierung überhaupt stringent, flächendeckend und mit Elan in den allgemeinbildenden Schulen unterrichtet und im Dialog mit den Schüler*innen und Eltern geschehen würde. Das sehe ich als eine sehr wichtige Aufgabe an.
Klischeefreier Unterricht und auch Beratung zur Berufsorientierung hängt oft stark vom Engagement der einzelnen Lehrkraft ab. Es ist prima, dass Be oK hier so etwas wie einen Rahmen, eine Leitlinie für klischeefreien Berufswahlunterricht gibt, an der sich Unterricht und Lernangebote orientieren.
Mir ist es wichtig, dass die Eltern hierbei aktiv und wertschätzend angesprochen werden. Wir müssen anerkennen, dass sie mit weitem Abstand die beliebtesten Ratgeber sind, wenn es um die Berufswahl der Kids geht. Deswegen hat mir am Projekt Be oK die Idee, die Eltern zu respektieren und einzubeziehen, von Anfang an sehr gut gefallen.
Wer profitiert aus Ihrer Sicht vom (erhofften) Resultat?
Sagen wir es mal so: Es sollen und dürfen gerne alle profitieren, die etwas dafür tun, dass Jungen und Mädchen klischeefreie Lernerfahrungen machen und ohne Einschränkungen durch Klischees leben können. Es ist mir aber wichtig, deutlich zu sagen: Für junge Menschen, die Geschlechtergerechtigkeit und Diversität leben, muss die Gesellschaft – sowie die Schulen und Unternehmen – zunächst etwas investieren, bevor sie profitieren. Guter Berufswahlunterricht, vielfältiger und gerechter – das kostet etwas.
Be oK trägt dazu bei, das Jungen wie Mädchen sich frei und selbstbewusst, mit einem gesunden Selbstwertgefühl für einen Berufsweg entscheiden – damit hat das Projekt sehr viel geleistet. Und wer weiß, vielleicht geht auch eine Mutter oder ein Vater (selbst)bewusster und sicherer am Arbeitsplatz damit um, wenn sie Geschlechterungerechtigkeit wahrnehmen.
Was erhoffen Sie sich für das Projekt?
Natürlich wünsche ich mir, dass BeoK Schule macht! Denn es hat bisher schon eine beachtliche Leistung erbracht. Allein bis Ende 2023 hat Be oK rund 3.000 Schülerinnen und Schüler erreicht, plus deren Lehrkräfte und Erziehende.
Das Resultat: Die Kids werden mit geweitetem Blick den Berufswahlprozess fortsetzen, denn sie sind im Projekt ihren Stärken und Wünschen begegnet. Ihr Berufswahlverhalten wird selbstbewusster sein; sie werden sich nicht unreflektiert auf die engen Pfade der scheinbar geschlechterkonformen Berufe begeben, die gerade für Frauen zu Ungerechtigkeit und Nachteilen führen.
Daher wünsche ich Be oK die Strahlkraft, die wir für eine geschlechtergerechte Arbeits- und Lebenswelt dringend benötigen. Dazu wäre es sehr wichtig, die Ansätze und Inhalte des Projektes perspektivisch in die Lehrpläne der Schulen zu implementieren. Ebenso, es in weitere Jahrgangsstufen bis zum Abschluss des Berufswahlprozesses hineinzutragen.