3 Fragen an … Dipl.-Soz. Susanne Peter (Hochschule Bremen) Mitglied im Fach- und Wissenschaftsbeirat von Be oK
Susanne Peter ist die Leitung des Projekts Mentoring MINT an der Hochschule Bremen sowie Mitglied im Fach- und Wissenschaftsbeirat von Be oK.
Welche Klischees im Zusammenhang mit der Berufsorientierung und Lebensplanung junger Menschen begegnen dir?
Ich engagiere mich im Land Bremen seit rund 25 Jahren für mehr Frauen in männerdominierten Berufen als Soziologin. Mein Thema ist der Zusammenhang von Studienfachwahl, Fachkulturen und Geschlecht. Nach wie vor begegnen mir Schülerinnen, die sich trotz besten Noten in Mathematik und Naturwissenschaften fragen, ob sie gut genug sind, um ein MINT-Fach zu studieren. Die Unterschiede in der Selbsteinschätzung von Jungen und Mädchen sind sehr hartnäckig und zeigen, wie tief (auch) Geschlechter-Stereotypen in unserer Gesellschaft verankert sind.
Warum ist es wichtig, Klischees im Zusammenhang mit der Berufsorientierung aufzuweichen und aufzulösen?
Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, seinen Talenten und Neigungen zu folgen, unabhängig von seiner Geschlechtszugehörigkeit. Und das nicht nur aus Gründen der individuellen Selbstverwirklichung. Wir würden alle davon profitieren, wenn berufliche Positionen mit den geeignetsten und motiviertesten Menschen besetzt wären – und das gilt nicht nur im Hinblick auf das Geschlecht.
Was ist aus deiner Sicht der Mehrwert des Projekts Be oK? Und; warum ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema ab Jahrgang 6 sinnvoll?
Ich verspreche mir durch die Verankerung in der Schule und durch die Einbindung von wichtigen Bezugspersonen wie Lehrkräften und Eltern einen Einfluss über einen (wichtigen) individuellen, lebenslaufverändernden Effekt hinaus. Grundlegende Voraussetzung hierfür ist, dass Be ok in einem Alter ansetzt, in dem Geschlechterrollen noch eingeübt werden.
Zum Hintergrund
Seit 2016 werden unter dem Dach von Mentoring MINT die beiden als DFG-Modellprojekt ausgezeichneten Programme meetMINT und makeMINT entwickelt und durchgeführt.
Das Programm meetMINT richtet sich an MINT-begeisterte Schülerinnen, makeMINT ist ein Mentoring-Programm für MINT-Studentinnen. Mit der von Susanne Peter im Jahr 2016 neuentwickelten Maßnahmen Mentoring MINT verfolgt die Hochschule Bremen das Ziel, die Anteile an Studentinnen in aktuell männerdominierten MINT-Studiengängen spürbar anzuheben.
Grundlegend für diese beiden Programme ist der Einsatz eines geschulten, interdisziplinären studentischen Rolemodel-Teams, die statusübergreifende Vernetzung von Schülerinnen und Studentinnen mit- und untereinander, eine Reflexion von Fachkulturen sowie wechselseitiger Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch von Schülerinnen, MINT-Studentinnen und Expertinnen aus Lehre und Praxis. Eine wissenschaftsbasierte, intersektionale Herangehensweise ist hierbei zielführend.
Aufbauend auf Mentoring MINT wurde ab 2021 das Projekt meetMINT-Lab von Susanne Peter als Projektleiterin konzeptioniert und entwickelt. Leitfragen des Projektes sind:
- Wie können neue physische Orte der Begegnung für die Zielgruppen Schülerinnen und MINT-Studentinnen geschaffen werden?
- Wie sollten diese Orte gestaltet werden, damit diese statusübergreifenden Begegnungen nachhaltig verankert werden können?
- Wie kann Geschlechtergleichstellung und Bildungsgerechtigkeit mit gesellschaftlichen Zukunftsfragen rund um MINT-Fachdisziplinen verknüpft werden?
- Welche Bedeutung haben interdisziplinäre, studentische Role Models als Botschafterinnen bei der Vermittlung dieses Wissens in die Gesellschaft?
Gefördert wurden die Programme meetMINT und makeMINT von 2016 bis 2024 mit Mitteln des Professorinnenprogramms. Das Projekt meetMINT-Lab wird gefördert durch die Brede-Stiftung.