3 Fragen an… Katrin Detring-Pomplun, Dachdeckermeisterin & Geschäftsführerin
Seit über 20 Jahren ist Katrin Detring-Pomplun Dachdeckerin. Nach erfolgreichem Abschluss der Meisterschule stieg sie im Jahr 2008 in den Familienbetrieb der Bremer Dachdecker (Friedrich Schmidt Dachdecker) ein. Mit dem Heribert-Späth-Preis wurde die Dachdeckermeisterin 2023 als beste Ausbilderin in ganz Deutschland ausgezeichnet. Als aktives Be oK Rolemodel ist es der Dachdeckermeisterin und Geschäftsführerin wichtig, nachfolgende Generationen für Ihren Beruf zu begeistern – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Werdegang.
Die Dachdeckerei liegt bei dir in der Familie. Wusstest du darum schon immer: Das – oder gar nichts!?
Nein, denn meine Familie hat nicht von mir erwartet, dass ich Dachdeckerin werde oder gar den Familienbetrieb übernehme. Jedoch nicht, weil ich ein Mädchen war, sondern weil ich einfach selbst entscheiden sollte, was ich beruflich machen möchte. Dass ich nach dem Abitur dann tatsächlich Dachdeckerin – und nicht Tierärztin – werde, habe ich nach einem Praktikum in beiden Bereichen entschieden. Auf dem Bau gefielen mir der lockere Umgang und das Miteinander, insbesondere aber das Gefühl, mit den eigenen Händen etwas Bleibendes zu erschaffen. Das ist ein einfach unbeschreiblich gutes Gefühl.
Wurdest du seither je mit Vorurteilen konfrontiert, das, was du tust, wäre nichts für Mädchen und Frauen?
In dieser Richtung zum Glück nicht, allerdings traf ich mal einen ehemaligen Lehrer von mir, der sagte: „Ich dachte aus dir wird mal mehr!“ Und auch das ist ein nicht zu vernachlässigendes, gängiges Vorurteil. Nämlich, dass Menschen mit Abitur zwangsläufig studieren müssten. Und das ist natürlich Quatsch. Wichtig ist, etwas zu finden, was einem Spaß macht. Und – weder das Geschlecht noch ein „zu guter Schulabschluss“ bzw. die Meinung anderer dürfen die eigenen Wünsche und Vorstellungen beeinflussen.
Ich empfehle stattdessen schon früh so viele Praktika zu machen wie möglich. Wir stellen beispielsweise nur Auszubildende ein, die zuvor ein Praktikum bei uns gemacht haben. Zum einen, weil wir die Person dann bereits kennen, zum anderen, weil der Praxistest den Schülerinnen und Schülern in der Regel recht schnell klar macht, ob der Beruf tatsächlich zu ihnen passt. Und wer auch nach verschiedenen Praktika nicht ganz sicher ist, dem sage ich: Mach, was dir jetzt gerade am meisten Spaß macht. Dein Berufsleben ist lang. Eine Berufsausbildung verpflichtet nicht zur lebenslangen Eintönigkeit. Wachstum, Umwege und neue Ideen dürfen sein, alles zu seiner Zeit.
Du bist Geschäftsführerin eines handwerklichen Ausbildungsbetriebs. Beobachtest du einen Wandel im Hinblick auf die Bewerbungszahlen von Mädchen und jungen Frauen?
Es gibt definitiv mehr Bewerberinnen für Praktika und Ausbildungsplätze als noch vor zehn Jahren. Jedoch längst nicht genug. Unter unseren derzeit 27 Lehrlingen sind zwei weiblich, beide im zweiten Lehrjahr. Um die Hemmschwelle weiter abzubauen, sind Projekte wie Be oK hilfreich. Entscheidend ist hier meiner Meinung nach die Sichtbarkeit entsprechender Rollenvorbilder, darum beteilige ich mich auch in diesem Jahr gerne zum wiederholten Male. Ich freue mich, motivierten Nachwuchs für meinem wundervollen Beruf zu begeistern und zugleich fest sitzende Vorurteile aufzuweichen.