3 Fragen an… Martin Wöltjen, Gesundheits- & Krankenpfleger
Martin Wöltjen ist Gesundheits- & Krankenpfleger am DIAKO Bremen. Darüber hinaus ist er als Praxisanleiter zuständig für die Ausbildung des – nicht nur in Bremen – dringend benötigten Pflegenachwuchses.
Wie kam es zur Wahl deines Berufes?
Nach meinem Abitur habe ich meinen Zivildienst auf einer Intensivstation absolvieren dürfen. Dort war eine männliche Pflegekraft, die mich trotz meines Zivi-Status ernst genommen und tatsächlich sogar mit in pflegerische Maßnahmen einbezogen hat. Die Art und Weise, wie souverän diese Pflegekraft mit den verschiedensten Situationen umgegangen ist, hat mich damals so sehr beeindruckt, dass ich im Anschluss direkt die Ausbildung als Pflegefachkraft begonnen habe.
Begegnen dir im Berufsalltag Klischees? Zum Beispiel Sätze, die du immer wieder hörst?
Oh ja, das passiert praktisch täglich. Typische Sätze, die ich immer wieder höre, sind:
„Können Sie mir mal eine Schwester holen“
„Hallo Herr Doktor ..“ oder – nach meiner Richtigstellung: „Sie werden aber doch noch Arzt oder?“
Durch die ständigen Wiederholungen der immer gleichen Fragen und Aussagen konnte ich mir Standard-Antworten zurechtlegen, wie: „Nein, ich bin Pflegekraft, ein Medizinstudium wäre mir zu trocken“, „Ich kann keine Schwester holen, sind leider nur Brüder da“ oder „Seien Sie froh, dass ich kein Arzt bin, wäre ich einer, wäre gerade nämlich keine Pflegekraft auf Station.“
Was ist aus deiner Sicht das Wichtigste, bei der Überlegung, welchen Beruf man einmal ergreifen möchte?
Man sollte sich unbedingt mit dem, was man macht, identifizieren können und Spaß daran haben. Weil aber bereits dies zu identifizieren nicht jedem jungen Menschen leichtfällt, sollten Schulpraktika möglichst alle Interessensgebiete abdecken. Nach der Schule hilft der Bundesfreiwilligendienst bzw. ein Freiwilliges Soziales Jahr erste Eindrücke im sozialen Bereich zu sammeln. Zudem ist es eine richtig gute Sache, wenn ich auch in der Schule ganz gezielt dafür sensibilisiert werde, dass es so etwas wie Frauen- oder Männerberufe nicht mehr gibt oder vielmehr – geben sollte!
Ich persönlich fand es sehr bereichernd, als Rolemodel im Projekt Be oK vor Schülerinnen und Schülern zu sprechen, zu zeigen, dass der Beruf der Pflegefachkraft unglaublich abwechslungsreich ist und viele Möglichkeiten bietet und zugleich auch offen und ehrlich über die eigene Motivation zu sprechen und sich so selbst noch einmal mit der eigenen Entscheidung auseinanderzusetzen. Mein Fazit: Ich bin genau richtig da, wo ich bin. Und nichts, was jemand anderes sagen könnte, würde etwas an meiner Überzeugung ändern.