3 Fragen an … Dr. Neele Meyer, Referentin für Wissenschaftskommunikation & Be oK Role Model
Dr. Neele Meyer ist Referentin Wissenschaftskommunikation am Klimahaus Bremerhaven und hat das Projekt Be oK bereits aktiv als Role Model unterstützt und Schülerinnen udn Schülern von ihrem Beruf und Werdegang berichtet.
Wie kam es zur Wahl deines Berufes?
Ich war während meiner Promotion drei Jahre lang an einem Forschungsinstitut und hatte richtig viel Spaß an der Wissenschaft. Aber schon währenddessen habe ich gemerkt, dass ich noch viel lieber über die Wissenschaft und die Ergebnisse rede. Deswegen habe ich mir ständig irgendwelche anderen Veranstaltungen wie Science Slams oder Science Pubs gesucht, wo ich über die Themen sprechen kann, die mir wichtig sind. Letztendlich wusste ich dann nach Abschluss meiner Promotion, dass ich in die Wissenschaftskommunikation möchte. Da das Thema Klima und Klimakrise uns alle etwas angeht und mich schon während meines Studiums ständig begleitet hat, wollte ich vor allem in diese Richtung arbeiten und so versuchen, etwas zu bewirken. Deswegen habe ich mich einfach mal im Klimahaus Bremerhaven beworben und wurde genommen. Jetzt arbeite ich also hier und kommuniziere täglich auf die verschiedensten Arten und Weisen Wissenschaft für alle und versuche so einen zusätzlichen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten.
Ich finde immer, dass man seinen Job gerne machen muss. Das klingt so banal, aber ganz so einfach ist das nicht. Klar gibt es auch mal schlechte Tage oder Phasen, an denen man über seinen Job schimpft, aber wenn man jeden Tag den Großteil der wachen Stunden mit etwas zubringt, was einem wenig Freude bereitet, ist das langfristig nicht gut. Wenn man dann zusätzlich noch das Gefühl hat, einen sinnvollen Beitrag zu leisten, kann es kaum besser sein.
Mein Tipp an die jungen Leute, die sich noch unsicher sind, was sie machen möchten, lautet: Fragt so viel wie möglich die Erwachsenen um euch herum, was die so beruflich machen und dann überlegt mal, was ihr gerne mögt. Versucht euch das mal vorzustellen. Möchtet ihr gerne mit Menschen arbeiten? Mit Zahlen oder vielleicht eher mit den Händen? So was kann z. B. durch Ehrenämter oder Minijobs schon vorab gut ausprobiert werden. So ist leichter feststellbar, in welche Richtung es vielleicht gehen kann. Dabei dann auch nicht vergessen, dass es auch nach einer abgeschlossenen Ausbildung noch etwas probiert werden kann.
Mein zweiter Tipp: seid mutig! Mit dem Klimawandel wird es viele neue Berufsfelder geben, wo es viel Platz für alle gibt, auch wenn die Berufe vielleicht aktuell eher noch unbekannt sind.
Welche Klischees im Zusammenhang mit deinem Beruf sind dir schon begegnet?
In meinem Beruf treten weniger Geschlechterklischees auf, sondern eher beim Thema. Ich habe das manchmal, dass mir Leute bei Vorträgen nicht glauben, wenn ich über die Klimakrise und Folgen sprechen oder mich einfach unterbrechen. Da frage ich mich dann, ob dass das daran liegt, dass ich eine Frau und noch vergleichsweise jung bin und ob ein „älterer“ Mann die gleichen Reaktionen spüren würde.
Ich versuche stets höflich und ruhig zu bleiben und auf die typischen Rückfragen habe ich auch meine Antworten parat. An guten Tagen fällt mir das dann leicht, an schlechten Tagen macht mich das richtig wütend.
Warum ist dir dein Engagement bei Be oK wichtig und welche Erfahrungen hast du als Role Model gemacht?
Mich macht es richtig traurig und wütend, dass es auch 2023 noch Kinder und Jugendliche gibt, die meinen, aufgrund ihres Geschlechts nicht jeden Beruf ausüben zu dürfen. Hier sollten wir längst so viel weiter sein!
Mir ist es sehr wichtig zu zeigen, dass es alle Geschlechter in den Wissenschaften gibt, auch wenn ich vielleicht nicht mehr direkt in der Wissenschaft tätig bin. In meinem Studium der Geowissenschaften gab es noch viele männlich gelesene Studierenden, aber das heißt eben noch lange nicht, dass die das irgendwie besser können.
Zusammengefasst: Es ist völliger Quatsch, dass das Geschlecht irgendeine Rolle spielt. Wenn jemand Lust und Spaß an etwas hat und sich leicht motivieren kann, ist das wichtig. Meine Botschaft an die Schülerinnen und Schüler lautet daher: Lasst euch da bloß nicht reinreden!
Zusätzlich brauchen wir weiterhin Vorbilder, die vorleben, was alles möglich ist. Darüber hinaus muss sich langfristig auch endlich etwas an der Politik ändern, denn gesellschaftlicher Wandel findet sonst nur sehr, sehr langsam statt.